Liebe hoch 10

Eckart von Hirschhausen (Dr.) tanzt auf vielen Hochzeiten: Als Kabarettist, Mediziner, Moderator und – darum geht es heute: Buchautor, erfolgreicher Buchautor. Konkret: Es geht um sein letztes Werk „Wohin geht die Liebe, wenn sie durch den Magen durch ist?“

Der Vollständigkeit weise ich darauf hin, dass es schon vom letztem Jahr ist. Wie konnte es nur an mir vorübergehen? Heiter ist dieses Buch auf alle Fälle. Kleine eingestreute Witze sorgen für Lacher. (So z.B. die Diskussion über den Beginn des Lebens, die der Rabbi mit den Worten: „Dann, wenn die Kinder aus dem Haus sind und der Hund tot ist.“ von jeglichen esoterischen Überlegungen befreit.)

Und doch hat Hirschhausens humorvolle Lektion in Sachen Liebesleben bei mir für kleine Wolken am Horizont gesorgt. Denn: Es hat mich zum Nachdenken gebracht. Ungeheuerlich. Wie konnte das nur passieren?

Ganz einfach.

Der verschmitzte Autor baut alle paar Seiten Erfahrungen aus seinen Shows ein, in denen er vom Publikum Liebesbeweis- und Streit-Karten ausfüllen läßt. Da gibt es wirklich nette Sachen in beiden Kategorien nachzulesen. Und natürlich habe ich überlegt, was mich am meisten gerührt hat (Zärtlichkeit und Liebesbeweise meiner todkranken Katze) bzw. verletzt hat: Das kann eigentlich alles unter dem Begriff „gekränkte Eitelkeit“ abgehakt werden.

Bis jetzt.

Doch, wie gesagt, Hirschhausen hat mich zum Nachdenken gebracht. Was wirklich verletzend wäre: Psychospielchen. Denen ist frau/ man hilflos ausgeliefert. Feststellen zu müssen, als Experiment benutzt zu werden. Nach dem Motto: Mal gucken, ob sie auf mich reagiert und wenn ja wie. Und wenn es dann nach diversen Bemühungen eine positive Reaktion gäbe, wäre der immer vorhandene Ausweg: Sorry, Baby, aber Du weißt doch: Du bist mir zu …. (nach Bedarf und Laune hier einzusetzen: groß, klein, dick, dünn, alt, jung, klug, intellektuell, dumm etc.)

Dagegen wäre eine Aussage wie: „Dein neuer Bikini macht Dich dick“ doch wirklich harmlos, was meinen Sie?

Nehmen wir noch mal Eckard von Hirschhausen zur Frage: Sind meine Beine zu kurz? Antwort des Meisters aller Lachfalten an die Mädel: „Sie haben die richtige Länge, wenn sie beide bis auf die Erde gehen. Und Männer, der Penis hat die richtige Länge – wenn er nicht bis auf die Erde geht.“ (S. 172)

In diesem Sinne: Wir sehn uns im Kino.

Glück Auf!

von sspicy5 Veröffentlicht in Bücher Verschlagwortet mit

Smooth Operator

Die Thüringer haben ihn. In Ilmenau kann Carl bewundert werden. Wir anderen hingegen sehen in die Röhre (nicht diese, die Vereinigung und Gestaltwerdung von Yin und Yang). Mit anderen Worten: Steve Jobs ist Gott. Hoffentlich ist er schon re-inkarniert.

Hier geht es um etwas anderes. In Ilmenau hat man den „Fachkräftemangel“ als Herausforderung verstanden. Man wurde innovativ und fragte sich: Was findet auch in der nahen Zukunft garantiert statt? Die Antwort: Alkohol-Konsum. Daraufhin wurde Carl entwickelt, der erste Bar-Tender (achten Sie auf die rote Fliege!), der gegenüber den Gefahren von König Alkohol garantiert immun ist.

Sein Arbeits-Gebiet ist seit Juni dieses Jahres die „Robots Bar & Lounge“. Entwickelt wurde der hoffentlich rostfreie Dienstleister von H&S Robots, einer Firma, die man sich merken sollte.

Sollte Sie der Weg irgendwann aus welchen Gründen auch immer mal nach Thüringen führen, machen Sie doch einen Abstecher direkt in die Zukunft, besuchen Sie die Robots Bar & Lounge 
in der Karl-Liebknecht-Straße 22,
 98693 Ilmenau. Oder muß es wirklich immer nur Bratwurst sein?

Wir sehn uns im Kino!
Glück Auf!

Von Schutzengeln und anderen

Da haben wir es: Ein Meisterwerk. Mit seiner neuesten Veröffentlichung „Ein gutes Herz“ hat sich der sowieso schon geniale niederländische Autor Leon de Winter selber übertroffen.

Nur am Rande:
Unbedingt eine Verwechslung mit dem gleichnamigen, großartigen Film „Ein gutes Herz“ vermeiden. In diesem geht es zwar auch um eine Herztransplantation. Zudem wird erklärt, was Brokkoli ist: Gestalt gewordener Pfurz. Auch trifft der Autor durchaus den trockenen Humor dieses düsteren Films. De Winter aber geht weiter. Er schafft aus der innigen Verflechtung grausamer Fakten mit fantasievoller Fiktion ein bisher so noch nicht da gewesenes literarisches Konglomerat der Extra-Klasse.

Schon immer war Leon de Winter polarisierend, da er der Aufklärung – und somit der Vernunft – verpflichtet ist, statt z.B. unreflektiert romantisierend dem diffusen Konzept des „guten Wilden“ zu huldigen. Hinzukommt seine überaus realistische Selbsteinschätzung (diverse Kilo unübersehbares Übergewicht). Eigentlich ist in dem Wikipedia-Artikel alles über de Winter geschrieben, was es zu wissen gibt. Geradezu ein Intim-Feind (wenn sie sich denn wirklich gekannt hätten) war Theo van Gogh, der sich zutiefst verletzend über de Winter äußerte. (Bezeichnend ist es denn auch, wie wenig Rückhalt der durch Kollegen bekam.)

Jetzt jedenfalls nimmt sich de Winter des Regisseurs an und widmet ihm sein neuestes Buch „Ein gutes Herz“.

Der Plot: Herausragend.
Die Figuren: Diffizil gezeichnet. Vor allem das sehr unterschiedliche Innenleben sehr verschiedener Figuren wie
– den erst nieder geschossenen, dann zur Sicherheit mit einer Kris geköpften Theo van Gogh
– einen 10jährigen Jungen
– sich selber als den Schriftsteller Leon de Winter
– einen Priester mit ausgeprägtem heterosexuellem Sexualtrieb, der zum Schutzengel wird
– ein Gangster mit komplexer Identitäts-Krise
– das inzwischen eher unbekannte Purgatorium, das neben so berühmten Orten wie Amsterdam oder Las Vegas als Austragungsstätte diverser Dramen mit Läuterungs-Effekt dient
– und viele viele mehr.

Was indes ein klein wenig nervt: Bei einer Frauengestalt erliegt de Winter galloppierender Phantasie. Szene: Sie mit engem kurzem Rock auf einem Rad, heftig strampelnd, um Tempo zu bekommen. Er kurzatmig, da zu dick, hinterher. Soweit, so gut. Der Rock rutscht natürlich hoch. Klar. Noch höher. Immer noch klar. Da kann dann wirklich bis ins Allerheiligste gekuckt werden. Nur: Von „hinten“ kann kaum gesehen werden, was sich vorne abspielt. Der Autor jedoch fabuliert von „fast nacktem Hintern“ (S. 338). Ist ja nett gemeint. Und befeuert die Bildwelten der männlichen Leser. Doch ist das so Geschilderte ein Ding der Unmöglichkeit, tut mir leid. Denn ein enger Rock klebt zwischen Hintern und Sattel fest. Hoch schiebt er sich – wie gesagt – vorne. Lassen Sie sich das von einer Rock-Radlerin geschrieben sein. Vielleicht hat ihn ja aber auch der alte Queen-Song „Fat Bottomed Girls“ zu dieser Szene inspiriert.

Aber: Ein kleiner Ausrutscher in einem ansonsten makellosen Werk darf, nein, muß geradezu sein.

Jedenfalls gibt es auf den vorliegenden Seiten (über 500) soviel zu entdecken, dass es nur einen Rat geben kann: Kaufen! Lesen! Genießen! Wissen vermehren! Noch mal kaufen und verschenken!

Wir sehn uns im Kino!
Glück Auf!

Das Schöne

Was habe ich mich schon bemüht, für mich eine Definition für „Das Schöne“ zu finden. Jetzt endlich habe ich sie, allerdings auch nur als Zitat eines Zitates – und das geht so:

„….. Rudolf Steiner „Das Künstlerische in seiner Weltmission“ [1] erschien. Rudolf Steiner schreibt dort: „… das Schöne als Wort ist verwandt mit dem Scheinenden. Dasjenige, was schön ist, scheint, das heißt, trägt sein Inneres an die Oberfläche. Das ist ja das Wesen des Schönen, dass es sich nicht verbirgt, sondern dass es sein Inneres an die Oberfläche, an die äußere Gestaltung trägt. So dass Schön dasjenige ist, was sein Inneres in seiner äußeren Gestaltung zur Offenbarung bringt …“
(Elisabeth Sigmund in: Wala-Nachrichten, Ausgabe 02, Winter 2004)

Wer dieser Rudolf Steiner ist? Veganer kennen ihn: Der teils inbrünstig verehrte Begründer der Antroposophie.

Was mir zur Person Steiners völlig unbekannt war – wieder was dazu gelernt – ist dessen Haltung zu dem von mir bisher sehr geschätzten Friedrich Nietzsche: „…… Auch Nietzsches Antichrist wurde nun als Inbegriff des Satanischen betrachtet. Seine Kapitel hätten einen „oftmals so teuflischen Inhalt“, meinte Steiner und schrieb sie Ahriman zu, dem bösen Gott des Parsismus, der in seiner Interpretation der Menschenseele den Zugang zur seelisch-geistigen Welt versperren möchte, um ihr Bewusstsein mit materialistischen Versuchungen an die physische Leiblichkeit zu ketten……“ (aus Wikipedia)

Fassen wir zusammen: Das Schöne kommt von das Scheinende, d.i., das Innere nach außen = was aber nur funktionieren kann, wenn das Innere „schön“ ist ……. also wieder keine Antwort. Denn: Wenn es „innen“ hässlich (= von Haß getrieben) zugeht, kann kaum „schönes“ nach außen dringen. Also letztlich wieder keine Antwort auf die Frage: „Was ist schön?“ gefunden.

Wie soll das nur weiter gehen? Wir bleiben auf alle Fälle dran am Thema und trösten uns damit, dass jedenfalls David Beckham unwidersprochen als schön angesehen werden kann; besonders interessant ist, dass er offensichtlich auch zu jenen gehört, die wie guter Wein, Cognac oder Rum mit den Jahren immer attraktiver werden. So geht es auch Möbeln oder Bäumen, denken wir an Zedern oder Eichen. (Da kommen wir zum „Erhabenen in der Natur“ nach Kant.) Nur Frauen müssen unbedingt jung sein. Denn jung = fruchtbar = reproduktionsfähig = attraktiv.

Wir sehn uns im Kino!
Glück Auf!