"7 Psychos"

Über Liebe: „7 Psychos“

Alles so schön blutig. So wunderbar versponnen, so grotesk, so fishy.

Dabei ist „7 Psychos“ ein Film über Freundschaft sowie tiefe Liebe und Sehnsucht bis über den Tod. Eigentlich genau das, was der unter Schreibblockade leidende Autor (Colin Farrell) auch vorhat, in seinem Drehbuch unterzubringen. Doch sein Kumpel (Sam Rockwell) will es anders. Der will einen echten Showdown mit spritzendem Blut und gnadenlos exzessiver Gewalt. Und wie es sich gehört bei einer echten Freundschaft bekommen dann beide das, was sie haben wollen.

Eigentlich wie im echten Leben. Es gibt immer das, was man will und braucht. Auch wenn man das manchmal erst viel später versteht.

Doch das ist ein anderes Kapitel. Zurück zu einem Film, der sogar das „gehobene Publikum“ ins Kino lockt. Zum Verständnis: Als „gehobenes Publikum“ bezeichnen Filmkunsttheater-Betreiber ihr eigenes Publikum: Älter, solvent sowie – aus meiner Sicht – eher gelangweilt und daher – meine Spekulation – bereit, sich auf vermeintlichen Nervenkitzel einzulassen. Spice up your life lautet vermutlich deren Devise. (Im Ernst: Wer will denn noch den gefühlt 1000. Erinnerungskultur-Film sehen.) Wir sagen jedenfalls: Gerne doch. Aber nicht meckern, wenn es wirklich hot wird.

Schon wieder abgeschweift. Also, die Geschichte geht so: Irischem Autor mit Schreibblockade und Alkoholproblem (wie das passt, gelle?) wird von seinem Freund energisch unter die schreibfaulen Arme gegriffen. Denn der Freund möchte an dem brach liegenden Drehbuch-Projekt selber mitarbeiten. Also greift er zu wirklich drastischen Mitteln, um das Geschehen in seinem Sinne zu beeinflussen und voran zu bringen.

Das wäre ja noch einfach. Dummerweise hat sich dieser Freund das „Hobby“ des Hunde-Findens verschrieben. Er entwendet ein Hundchen und sein Kumpel (Christopher Walken) bringt es, nachdem ein hoher Finderlohn ausgesetzt wurde, wieder zurück. Der wiederum macht das  – und er hat eine wirklich finstere Vergangenheit – um die Krebs-Behandlung seiner Frau finanzieren zu können.

Auch das könnte noch gut gehen. Doch dann vergreifen sich die „Hunde-Finder“ unglücklicherweise an dem Shih Tzu eines üblen Gangsters (Woody Harrelson).

Exkurs: Habe ich eigentlich schon gesagt, dass ich Woody Harrelson großartig finde? Auslöser war „Natural Born Killers“  – dagegen ist „Pulp Fiction“   ein Spielzeug. Und beides von Tarantino /Exkurs

Und voila. Die Geschichte um ewige Liebe und innige Freundschaft wird zum Blutbad – Läuterung des Helden inklusive. Nur gut, dass Jesus (jahreszeitengerecht) mitmischt. Viel Spaß beim de-chiffrieren!
Wir sehn uns im Kino.

Glück Auf!

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Bonjour Tristesse: „Rampart – Ein Cop außer Kontrolle“

Ein Mann, seine Zigarette, sein Sex, seine Drogen – alles easy.

Doch als sein Auto – und damit er selber – angegriffen werden, rastet der sowieso schon zynische Zügellose komplett aus. Wie zufällig sind die auch in L.A. allgegenwärtigen Überwachungskameras gerade in dem Moment auf ihn gerichtet, als er mit Verve auf den Angreifer einschlägt. Wobei Assoziationen mit der Attacke auf Rodney King eindeutig beabsichtigt sind, was aber erst im weiteren Verlauf der Filmhandlung so richtig klar wird.

Zwar ist dem Cop Dan Brown (Woody Harrelson) der Rückhalt seiner Kollegen sicher. Kennen die doch den scum auf den Straßen und in den Gangs durch eigene körperliche Kontakte. Doch die Vorgesetzte (Sigourney Weaver) an ihrem Schreibtisch sieht das anders. Die Kosten, die Kosten. Geht doch aktuell das gesamte Budget der Division für die Bearbeitung des (real stattgefundenen) Rampart-Skandals drauf.

Und so kommt es wie es kommen muß: Der in diesem Fall eigentlich Unschuldige (sich eines Angriffs erwehren ist doch erlaubt, oder?) wird einem shitstorm überlassen, dem seine sowieso schon brüchige Existenz zum Opfer fällt. Das zum Glück offene Filmende lässt denn auch Raum für alle Eventualitäten. Ich habe wirklich bis zur letzten Sekunde hingesehen und vor allem –gehört: Doch der finale Schuß bleibt aus.

„Rampart – Cop außer Kontrolle“ ist für das Kino zu wenig glamourös und für das Fernsehen zu ehrlich – mit anderen Worten: Diese realistische Charakterstudie überzeugt durch triste Authentizität: Der Zerfall eines Lebens – Harrelson überzeugt in jeder Einstellung – wird nüchtern, geradezu septisch vorgeführt. Wer mal einen Abend die nackte Wahrheit sehen möchte, wird mit diesem Film genau richtig bedient.

Exkurs:
Zu dem titelgebenden „Rampart“-Skandal gibt es bei Wikipedia nachstehende Erläuterung:
„…Die Rampart Division des LAPD wurde in den 1990er Jahren vom sogenannten „Rampart-Skandal“ erschüttert. Damals wurden 70 Mitglieder der Division verschiedener Verbrechen wie Korruption, Polizeigewalt, Diebstahl, Drogenhandel, Bankraub usw. angeklagt. Der Film greift diesen Skandal sowie die namensgebende Abteilung im Titel sowie dem nicht näher erläuterten Skandal, für den Brown als Bauernopfer herhalten soll, auf….“

Wir sehn uns im Kino.

Glück Auf!