Was ist geschehen?

Was um alles in der Welt ist geschehen, dass aus dem Katzen-Krimi-Autor Akif Pirinçci ein politisches Schwergewicht wurde?

Manch einer wird die Klassifizierung „Schwergewicht“ ablehnen, doch für alle anderen – und die Ablehner auch – gilt:

„Deutschland von Sinnen“ kaufen, lesen, weiter erzählen.

Denn: Es ist, egal welche Position man selber bezieht, das interessanteste – und für manche wohl skandalöseste – Sachbuch, das in unserem Land seit geraumer Zeit verfasst und veröffentlicht wurde.

Wir sehn uns im Kino!
Glück Auf!

Werbung

Vom Schmetterling und vom Wolf

Kennen wir doch alle: Sie kaufen ein Buch, es ist klasse. Es wird ein Erfolg und – bingo – schon wird ein Folgewerk geschrieben und noch eins und noch eins. Dabei wird die Grundstory wässriger und wässriger bis nur noch das über bleibt: Geistige Plörre. So geschehen bei – wie hieß sie noch gleich – dieser Dings mit ihrer „liebe ich einen Vampir oder doch einen Werwolf“-Genöle über tausende Seiten.

Wie außerordentlich erfreulich, das es auch komplett anders geht.

Sehe ich doch vor kurzem in der Stadtbücherei meines Vertrauens auf dem Tisch mit den Bestsellern ein wahrlich aufdringlich gestaltetes Buch. Krasse Farbgebung in türkis und schwarz mit einem Skelett auf dem Titel und sonderbaren Gruftis auf der Rückseite. DAS ein Bestseller? Und dazu Band 7 von was auch immer?

Da war ich doch gleich wieder neugierig. Nehme das Buch in die Hand und lese die Widmung: „….. Werbeleute sind ein merkwürdiger Haufen … nur glücklich, wenn ihr das Leben eines Autors komplett bestimmen könnt ….“ Einschmeichelung sieht deutlich anders aus. Nun gut, 1. Seite des Textes, 2. Satz: „Tu es“ sagte Kitana (okay noch nichts besonderes) und weiter „…. Was gab es Schöneres als auszuprobieren wie man Leuten auf eine neue Art und Weise wehtun konnte.“

Hallooo? Was ist denn das?

Also weiterblättern, 1. Kapitel „Der Schmetterling und der Wolf“. Als ich auf der 1. Seite unten angekommen war, tja, und da hat es ein großes bling bling gemacht (die dort beschriebene Szene muß jeder selber visualisieren) und ich bin lachend direkt vom Bestseller-Tisch zur Ausleihe gegangen, habe den Bestseller-Aufschlag bezahlt, Band 7 verschlungen und mir dann umgehend die Bände 1-6 besorgt.

Superb, einfach superb.

Nun ja, ich sage es noch immer etwas irritiert aber auch begeistert: Ein Autor, der mit jedem Buch BESSER wird, den gibt es selten. Dem Iren Derek Landy jedenfalls gelingt das. Und zwar so, dass sich jede Altersklasse bestens amüsieren kann. Nun gut, wer sich lieber an todernsten tiefstschürfenden Bildungsbürgertum-Suaden ergötzt, ist hier ein klein wenig verkehrt. Denn in der Welt des ziemlich alten, ziemlich taffen, beseelten Skeletts Skulduggery Pleasant und seiner juvenilen Partnerin Stephanie alias Walküre alias Darquise geht es rund und rund … rund …. rund. Von derartig kreativer Energie kann die Eingangs erwähnte Autorin nur träumen, erreichen wird sie die nie. Man(n!) hat es oder eben nicht.

Und immer dabei: Der schier grenzenlose Einfallsreichtum Derek Landys  – nie weiß der Leser, wie sein Heldengespann aus den immer wieder neuen Fettnäpfchen und Fallen herausfinden kann. Angereichert wird das alles mit seinem fresch-frisch-strahlendem Humor. Wer will, schaut gleich mal in seinen Blog „under duress“.

Wir sehn uns im Kino!

Glück Auf!

von sspicy5 Veröffentlicht in Bücher

Wieviel Kaschmir braucht eine Frau?

Diese Frage ist – wie könnte es anders sein – rein rhetorisch und dient nur zur ganz und gar unauffälligen Hinleitung auf das Thema „Gewebe“.

In Wirklichkeit will ich kurz und knapp auf eine besondere Art Stoff hinweisen: Auf lesbaren.

Und hier kommt auch schon ein Tipp: Autor Thomas Plischke ist unbedingt zu empfehlen. Der Deutsche mit der frischen Feder (heute: Tastatur) überrascht und überzeugt mit Büchern wie „Autopilot“ und „Kalte Krieger“. Da ist Tempo drin und bei den „K.K.n“ auch jede Menge wirklich faszinierendes Psycho-Drama. Das hätte man so von einem hiesigen Autor niemals erwartet. Mit anderen Worten: Das Land der Dichter und Denker tut es wieder.

Perfekt.

Gehen wir auf die Schnelle auf „Autopilot“  ein: Das zügige Teil ist aus der Justifiers-Reihe, in der Autoren aus den Genres Sci-Fi oder Phantasy ihrem Hobby nachgehen: Weltraum-Epen jedweder Art zu erzählen. Dieser Serien-Beitrag stammt von Thomas Plischke; mit diesem Buch bin ich auf sein erfrischendes und unkonventionelles Schreib-Talent aufmerksam geworden. Der Mann geht völlig entspannt von A nach B, indem er von A nach B geht – und dabei alle Höhen und Tiefe auslotet, die sich ihm dabei so bieten. Dabei bin ich ihm allzu gerne gefolgt.

Die „Kalten Krieger“ wiederum schienen mir Anfangs, nach dem Lesen der ersten Zeilen zuuuu gruselig, gar eisig. Und in der Tat: Das sind sie dann auch auf fürwahr herzbeklemmende Weise. Wer dies Buch gelesen hat, wird seine Mitmenschen und überhaupt sein Umfeld mit ganz neuen – wacheren – Augen sehen können. Ob das angenehm ist? Eher weniger.

Aber das sollte Sie unmöglich davon abhalten, sich die Weihnachts-Tage mit dem einen oder anderen Buch zu garnieren.

Wir sehn uns im Kino!
Glück Auf!

von sspicy5 Veröffentlicht in Bücher

„Trauer muß Elektra tragen“

Der Mann, der mir zahllose Stunden voller Spannung, Aufregung und Aha-Momenten beschert hat, ist vor uns auf die andere Seite gegangen.

Tom Clancys Fortgang ist ein herber Verlust für alle Freunde technikbasierter Roman-Fiktionen.

Laßt uns ein Gebet auf den Meister kompromissloser, realitätsnaher Thriller sprechen.

Ruhe in Frieden, Tom Clancy, Ruhe in Frieden.

Wir sehn uns im Kino!

Glück Auf!

Liebe hoch 10

Eckart von Hirschhausen (Dr.) tanzt auf vielen Hochzeiten: Als Kabarettist, Mediziner, Moderator und – darum geht es heute: Buchautor, erfolgreicher Buchautor. Konkret: Es geht um sein letztes Werk „Wohin geht die Liebe, wenn sie durch den Magen durch ist?“

Der Vollständigkeit weise ich darauf hin, dass es schon vom letztem Jahr ist. Wie konnte es nur an mir vorübergehen? Heiter ist dieses Buch auf alle Fälle. Kleine eingestreute Witze sorgen für Lacher. (So z.B. die Diskussion über den Beginn des Lebens, die der Rabbi mit den Worten: „Dann, wenn die Kinder aus dem Haus sind und der Hund tot ist.“ von jeglichen esoterischen Überlegungen befreit.)

Und doch hat Hirschhausens humorvolle Lektion in Sachen Liebesleben bei mir für kleine Wolken am Horizont gesorgt. Denn: Es hat mich zum Nachdenken gebracht. Ungeheuerlich. Wie konnte das nur passieren?

Ganz einfach.

Der verschmitzte Autor baut alle paar Seiten Erfahrungen aus seinen Shows ein, in denen er vom Publikum Liebesbeweis- und Streit-Karten ausfüllen läßt. Da gibt es wirklich nette Sachen in beiden Kategorien nachzulesen. Und natürlich habe ich überlegt, was mich am meisten gerührt hat (Zärtlichkeit und Liebesbeweise meiner todkranken Katze) bzw. verletzt hat: Das kann eigentlich alles unter dem Begriff „gekränkte Eitelkeit“ abgehakt werden.

Bis jetzt.

Doch, wie gesagt, Hirschhausen hat mich zum Nachdenken gebracht. Was wirklich verletzend wäre: Psychospielchen. Denen ist frau/ man hilflos ausgeliefert. Feststellen zu müssen, als Experiment benutzt zu werden. Nach dem Motto: Mal gucken, ob sie auf mich reagiert und wenn ja wie. Und wenn es dann nach diversen Bemühungen eine positive Reaktion gäbe, wäre der immer vorhandene Ausweg: Sorry, Baby, aber Du weißt doch: Du bist mir zu …. (nach Bedarf und Laune hier einzusetzen: groß, klein, dick, dünn, alt, jung, klug, intellektuell, dumm etc.)

Dagegen wäre eine Aussage wie: „Dein neuer Bikini macht Dich dick“ doch wirklich harmlos, was meinen Sie?

Nehmen wir noch mal Eckard von Hirschhausen zur Frage: Sind meine Beine zu kurz? Antwort des Meisters aller Lachfalten an die Mädel: „Sie haben die richtige Länge, wenn sie beide bis auf die Erde gehen. Und Männer, der Penis hat die richtige Länge – wenn er nicht bis auf die Erde geht.“ (S. 172)

In diesem Sinne: Wir sehn uns im Kino.

Glück Auf!

von sspicy5 Veröffentlicht in Bücher Verschlagwortet mit

Von Schutzengeln und anderen

Da haben wir es: Ein Meisterwerk. Mit seiner neuesten Veröffentlichung „Ein gutes Herz“ hat sich der sowieso schon geniale niederländische Autor Leon de Winter selber übertroffen.

Nur am Rande:
Unbedingt eine Verwechslung mit dem gleichnamigen, großartigen Film „Ein gutes Herz“ vermeiden. In diesem geht es zwar auch um eine Herztransplantation. Zudem wird erklärt, was Brokkoli ist: Gestalt gewordener Pfurz. Auch trifft der Autor durchaus den trockenen Humor dieses düsteren Films. De Winter aber geht weiter. Er schafft aus der innigen Verflechtung grausamer Fakten mit fantasievoller Fiktion ein bisher so noch nicht da gewesenes literarisches Konglomerat der Extra-Klasse.

Schon immer war Leon de Winter polarisierend, da er der Aufklärung – und somit der Vernunft – verpflichtet ist, statt z.B. unreflektiert romantisierend dem diffusen Konzept des „guten Wilden“ zu huldigen. Hinzukommt seine überaus realistische Selbsteinschätzung (diverse Kilo unübersehbares Übergewicht). Eigentlich ist in dem Wikipedia-Artikel alles über de Winter geschrieben, was es zu wissen gibt. Geradezu ein Intim-Feind (wenn sie sich denn wirklich gekannt hätten) war Theo van Gogh, der sich zutiefst verletzend über de Winter äußerte. (Bezeichnend ist es denn auch, wie wenig Rückhalt der durch Kollegen bekam.)

Jetzt jedenfalls nimmt sich de Winter des Regisseurs an und widmet ihm sein neuestes Buch „Ein gutes Herz“.

Der Plot: Herausragend.
Die Figuren: Diffizil gezeichnet. Vor allem das sehr unterschiedliche Innenleben sehr verschiedener Figuren wie
– den erst nieder geschossenen, dann zur Sicherheit mit einer Kris geköpften Theo van Gogh
– einen 10jährigen Jungen
– sich selber als den Schriftsteller Leon de Winter
– einen Priester mit ausgeprägtem heterosexuellem Sexualtrieb, der zum Schutzengel wird
– ein Gangster mit komplexer Identitäts-Krise
– das inzwischen eher unbekannte Purgatorium, das neben so berühmten Orten wie Amsterdam oder Las Vegas als Austragungsstätte diverser Dramen mit Läuterungs-Effekt dient
– und viele viele mehr.

Was indes ein klein wenig nervt: Bei einer Frauengestalt erliegt de Winter galloppierender Phantasie. Szene: Sie mit engem kurzem Rock auf einem Rad, heftig strampelnd, um Tempo zu bekommen. Er kurzatmig, da zu dick, hinterher. Soweit, so gut. Der Rock rutscht natürlich hoch. Klar. Noch höher. Immer noch klar. Da kann dann wirklich bis ins Allerheiligste gekuckt werden. Nur: Von „hinten“ kann kaum gesehen werden, was sich vorne abspielt. Der Autor jedoch fabuliert von „fast nacktem Hintern“ (S. 338). Ist ja nett gemeint. Und befeuert die Bildwelten der männlichen Leser. Doch ist das so Geschilderte ein Ding der Unmöglichkeit, tut mir leid. Denn ein enger Rock klebt zwischen Hintern und Sattel fest. Hoch schiebt er sich – wie gesagt – vorne. Lassen Sie sich das von einer Rock-Radlerin geschrieben sein. Vielleicht hat ihn ja aber auch der alte Queen-Song „Fat Bottomed Girls“ zu dieser Szene inspiriert.

Aber: Ein kleiner Ausrutscher in einem ansonsten makellosen Werk darf, nein, muß geradezu sein.

Jedenfalls gibt es auf den vorliegenden Seiten (über 500) soviel zu entdecken, dass es nur einen Rat geben kann: Kaufen! Lesen! Genießen! Wissen vermehren! Noch mal kaufen und verschenken!

Wir sehn uns im Kino!
Glück Auf!

Flow: „Das Geheimnis des perfekten Tages“

„Wichtig: In Pornofilmen wird am Ende nicht geheiratet. Das wars.“ (Dieter Nuhr, „Das Geheimnis des perfekten Tages“, 13:07 Uhr, S. 214)

Diese Aussage bringt es auf den Punkt.

Dank Dieter Nuhr ist jetzt endlich klar, warum der männliche Teil der Welt Pornos wirklich klasse findet. Derweil der weibliche Teil mit dem Fleisch-in-Aktion-Beschau eigentlich wenig anzufangen weiß. Obwohl manche Frauen in dem Wunsch, männlicher als Männer zu sein, sich mit dem Gucken von Pornos brüsten. Nur um noch mal Dieter Nuhr zu zitieren: Dort wird nicht geheiratet.

Egal.

Beginnen wir am Anfang. Dieter Nuhr (bei Wikipedia) hat ein neues Buch veröffentlich. Dieses kündigt er auf seiner Domain wie folgt an: „Nun ist es da! Mein neues Buch! Zahlreiche bisher ungesehene Buchstabenkombinationen und krude Gedankenverwuselungen! Ich bin stolz!“

Dieses Werk mit dem verheißungsvollen Titel: „Das Geheimnis des perfekten Tages“ hat es in sich. Der Autor, Comedian & Kabarettist in Personal-Union, nimmt uns mit auf die Reise durch seinen arbeitsfreien Montag. Von 05:21 Uhr bis 08:18 Uhr am Folgetag dürfen wir dabei sein und ihn bei seinen geheimsten Gedanken begleiten. Dass das unterhaltsam – und zwar in jeder Hinsicht – ist, versteht sich von selbst.

Von den Überlegungen, die Gewürzkiste aufzuräumen (07:52 Uhr) bis zur Lösung des Rätsels, was einen perfekten Tag ausmacht (00:00 Uhr) ist so ziemlich alles dabei: Die Zubereitung von Espresso, Kita-Pflicht und Gleichmacherei, Tote der Kommunistischen Revolution (40-50 Millionen), Zeitungen als Verbreiter der Nachrichten vom Vortag, dem globalen Markt (14:00 Uhr) sowie der Verpflichtung des Menschen zum genüsslichen Leben (09:14 Uhr).

Was will mensch eigentlich noch mehr. Was besseres als Dieter Nuhr gibt es hierzulande kaum. Vielleicht noch Frank Schätzing oder Harald Schmidt, gerne auch Elfriede Jelinek….. Okay, ich gestehe, ich bin voreingenommen. Ich stehe auf Bildung, ich mag es, wenn Menschen lesen (und zudem noch genießen können, gerne auch Gewürze.)

Wir sehn uns im Kino.
Glück Auf!

Raffinierte Technik: „Ziel erfasst“

Was für ein wendiges Kerlchen: „Kamov Ka-50 Black Shark NATO Code: Hokum“

An dieser Stelle ein dickes Dankeschön an Tom Clancy . Ohne sein neuestes Werk aus der Jack Ryan-Reihe „Ziel erfasst“ hätten der Schwarze Hai und ich uns ja nie kennen lernen können. So aber ist die Liebe da. Schon mit dem ersten Satz seiner aktuellen Arbeit hat mich Clancy aufs Sofa – sagen wir wie es war – genagelt.

Ka-50 Black Shark vs AH-64 Apache
Kamow Ka-50 Tschjornaja Akula (russisch Чёрная акула für schwarzer Hai, NATO-Codename „Hokum-A“)
Kamov KA-50

Stunden später war mal wieder klar: Clancy kann es. Wer sich gerne in technische Niederungen und Finessen von Gerätschaften gleich welcher Art verliert, ist hier genau richtig. Und wer schon immer mal wissen wollte, wie es in Waziristan aussieht oder was sich hinter dem Wort „Dagestan“ verbirgt (eine Republik) ist in diesem akribisch recherchierten Polit-Thriller genau richtig.

Und wer glaubt, dass die in Pakistan geschilderten politischen und sonstigen Verhältnisse auf die blühende Phantasie eines Autors zurückzuführen sind, sollte sich ganz realistisch vergegenwärtigen, dass 1947 Pakistan gegründet wurde, um strenggläubigen Mohammedanern eine Heimat zu bieten (daher auch – in Urdu – der Name „Land der Reinen“).

Doch auch für Anhänger von Beziehungsgeflechten bietet der neue Tom Clancy einiges. So wird die Historie der Familie in der Person von Jack Ryan jr. konsequent weiter geschrieben. Wirklich aasig ist dann allerdings der Schluß, endet das 800-Seiten Werk (deutsche Ausgabe) doch mit einem Cliffhanger, der sofort und unbedingt und auf der Stelle nach dem nächsten Band aus dem Ryan-Universum verlangt.

Jedenfalls ist Tom Clancy ein verlässlicher Erfolgs-Autor, dessen Bücher regelmäßig verfilmt werden, sind sie doch schon Drehbuchgerecht angelegt. Im Dezember kommt denn auch der Film “Jack Ryan” mit Chris Pine als junger Jack Ryan in die Kinos. Jetzt aber mal: Haben wir uns den wirklich sooo vorgestellt?

Wir sehn uns im Kino.
Glück Auf!

Seelen-Striptease: „Piratenmond“

Mühsal und jede Menge Plackerei, und das alles – wofür? Autor Chris Wooding findet in seinem dreibändigen Werk „Tayles of the Ketty Jay „(dt. „Piratenmond“/ „Schwarze Jagd“/ „The Iron Jackal“ noch nicht auf deutsch) die Antwort (s. hierzu u.a. „Per Anhalter durch die Galaxis“). Woodings Meilenstein des Steampunk eröffnet klassisch: Erfolgloser Luftpirat erhält ein unmöglich ablehnbares Angebot. Der Auftrag geht fürchterlich schief und er samt Crew werden zum Staatsfeind Nr.1.

Na gut.
Tatsächlich kommt es viel viel besser.

Sagen wir es einfach, wie es ist: Junger Mann flieht als 19jähriger vor der Ehe mit einer durchaus geliebten Frau. Aber: Er will was erleben und außerdem scheinen die sozialen Konventionen (die Meinung der „anderen“) gegen die Bindung zu sprechen. Also wird er erst Flieger und dann – der Lauf der Welt – Luft-Pirat ohne Ehrgeiz.

Doch statt wie geplant weiterhin dubiose Aufträge gleich welcher Art durchzuführen, erlebt Darian Frey, so sein Name, wahrlich Aufregendes. Dabei führen ihn sowohl äußere wie innere Action auf einen unumkehrbaren Weg der Selbsterkenntnis.
Seine Crew besteht aus – naja – ungehobelten Gesellen, aber mit speziellen Fähigkeiten, die jeden einzelnen sehr wertvoll machen. Zum Entzücken des Lesers verbergen sich hinter jeder der vom Autor grandios raffiniert vorgeführten Figuren Tragödien griechischen Ausmaßes.

An Bord der Ketty Jay sind neben Kaptain Frey (Frauenheld und Abenteurer) sein Kumpel Silo, der versoffene Arzt Malvery, ein adliger Dämonologe und dessen metallener Begleiter, ein lebensmüder und ein hektischer Begleitschützer, die eigentlich tote neue Navigatorin sowie der Kater und sein heldenhafter Kampf gegen die Bordratten.
Dann gibt es Rivalen und Feinde, Politiker, Kleriker, Adel, Unternehmer, Schmuggler … und es gibt Monster, Helden, Huren, Ritter, keine – ich wiederhole – keine Vampire, verlorene Seelen, Magie, Artefakte sowie Luft-Schiffe in jeder Größe und Form. Die Reichen sind reich, die Armen sehr viel ärmer, als wir es uns vorstellen können.

Mit anderen Worten: Es ist ganz schön was los.

Was aber wirklich gut ist: Typen sind so unglaublich typisch für Typen im allgemeinen und im besonderen. Denn was auch immer sie voneinander unterscheidet, eins verbindet all diese Typen: Das Knödel-Problem.
Nie davon gehört? Ach gehn’s!
Das tritt immer dann ein, wenn ein Typ etwas sagen möchte, was im engeren und/ oder weitern Sinne mit Gefühlen (gar nicht mal so was „großes“ wie Liebe) zu tun hat. Dann werden die geplanten Worte durch geheimnisvolle Mächte im männlichen Rachen-Raum zu Brei zermahlen und zu Knödeln aufgekocht – und wieder rückt mögliche Kommunikation in weite Ferne. Mit anderen Worten: Typen können zwar Gefühle haben, sie aber nahezu unmöglich verbalisieren. Daher, liebe Mädel: Vergeßt den ganzen Kram mit den „klärenden Gesprächen“ etc – alles Mumpitz. Ein Mann definiert sich durch das, was er tut – oder eben unterläßt bzw. vermeidet. Das ist es.

Scheint jedenfalls, als hätte Autor Wooding http://www.chriswooding.com/ reichlich Erfahrung mit dieser Art Lebens-Situation sammeln können. Es ehrt ihn über die Maßen, dass er diese grausamen Momente mit seinen Lesern teilt.

(Exkurs: In dem Zusammenhang fällt mir ein, vor längerem mal gelesen zu haben, dass bei Männern das für Gefühle zuständige Gehirn-Areal recht isoliert vor sich hin liegt und ohne Verbindung zu dem für die Kommunikation zuständigen Gehirn-Areal leben muß. Wenn ich das noch finde, werde ich es posten, versprochen.)

Wir sehn uns im Kino bei
„Warm Bodies“ / „World War Z“ und „Hänsel und Gretel – Hexenjäger“

Glück Auf!

von sspicy5 Veröffentlicht in Bücher

Bestrickend: „Lady Alexia“-Romane

Und es begab sich, dass mich der Weg durch die Stadtbücherei führte und mein Schritt zufällig vor einem ausgelegten Buch verharrte, dessen Titelbild mich irritierte.

Nie gehört: Gail Carriger. Und sie hatte innerhalb weniger Jahre – von 2009 bis jetzt – fünf Bücher veröffentlicht, die mir völlig fremd waren. Naja, bis jetzt. Was mich dann aber zum Lesen brachte war dies: Die Lady ist seelenlos! Das ist dann ja mal was ganz neues und verführte mich prompt zum Zugriff. Dieser Zustand bringt ihr ein paar Vor- sowie diverse Nachteile und macht sie zur Zielscheibe vielfältiger Interessen.

Sagen wir es so: Es gibt Vampirbücher und es gibt Werwolfbücher und Mischungen aus beiden (erinnern Sie mich bitte nicht an das populärste davon). Gail Carriger nun hat mit ihrer Lady Alexia eine ganz neue Figur gefunden, die dem Steampunk verpflichtet ist. Damit liegt sie auf der anderen Seite eines von mir sehr geschätzten Genres, dem Cyberpunk.

Wer gerne etwas entdeckt, sollte es hiermit versuchen (unbedingt in der Reihenfolge des Erscheinungsjahres lesen, sonst trübt es den Spaß). Gail Carriger hat mit ihrer Lady Alexia eine Art Walküre des viktorianischen Zeitalters geschaffen, die statt einem Speer tapfer und unverdrossen ihren Sonnenschirm zweckdienlich einzusetzen versteht. Dazu erzählt die Autorin fesselnd und kitschfrei. Klischees werden gekonnt variiert. Und wer einen Satz wie „Solltest Du nicht im Bett liegen und die Romantik einer geschwächten Konstitution genießen“ (Vampir zu Alexia) verstehen und genießen kann, gestaltet mit diesen Bänden genussvoll und gepflegt locker den einen oder anderen Abend.

Titel, der Einfachheit halber auf Amazon verlinkt:
Glühende Dunkelheit (2009)
Brennende Finsternis (2010)
Entflammte Nacht (2010)
Feurige Schatten (2011)
Sengendes Zwielicht (2012)

von sspicy5 Veröffentlicht in Bücher