Selten so gelacht!
Wer kennt ihn schon, den Timur Vermes? Der Autor mit ungarischen Wurzeln (der Papa) hat den mit Abstand besten Roman geschrieben, den es derzeit zu lesen gibt und sich so für alle Zeit in meinem Gedächtnis verankert.
Warum? Es geht um Adolf Hitler (A.H.).
Gähn Gähn Gähn… – Sagen Sie.
Ich sage: Unbedingt lesen. Denn wer ein weiteres Stück aus der Erinnerungskultur-Schmiede erwartete, wird unbedingt enttäuscht sein. Das ist auf alle Fälle und unbedingt ein gutes Zeichen.
Tatsächlich hat Vermes ein derart verstörendes – also intelligentes – Werk erstellt, dass einen gruseln möchte. Er hat A.H. im Hier und Jetzt auf einer Wiese mitten in Berlin erwachen lassen – „die Vorseheung war es“ sagt A.H., nachdem er erst mal einige Wochen das scheinbar blühende Deutschland studiert hat. Ganz nebenbei macht er, wie könnte es anders sein, eine fette Karriere beim TV, Grimme-Preis inklusive.
Wie es dazu kommt und vor allem, wie es endet, wird hier natürlich verschwiegen. Nur soviel möchte ich denn doch verraten: Einfach den Prolog „Erwachen in Deutschland“ lesen. Wer den darin enthaltenen ultraschwarzen, ultrabösen gleichwohl brillanten Humor zu goutieren weiß, ist an der richtigen Adresse angekommen. Der Autor hat jedoch – und das ist ihm zugute zu halten – neben all das mit-A.H.-lachen ganz bittere, drastische, da realistische Gedanken des Wiederauferstandenen zum Thema „Juden“ derart ausgearbeitet, wie sie von jenem nach wie vor zu erwarten wären. Und da bleibt das Lachen dann im Halse stecken.
Nur noch ein Hinweis: Etwas Kenntnis der deutschen Geschichte aus der Zeit vor dem „1000jährigen Reich“ wäre hilfreich. Wem die fehlt und wen überhaupt Politik kalt läßt, der wendet sich besser dem in „Er ist wieder da“ so facettenreich geschilderten Medium Fernsehen zu. Oder um Timur Vermes‘ A.H. mal zu Wort kommen zu lassen: „Wie schlimm mußte die Lage also heute sein, wenn das Volk schon am Vormittag mit einer nachgerade heliumleichten Muse bestrahlt wurde?“ (Seite 77) nachdem er sich über die Rolle Heinz Rühmanns und der auch heute noch beliebten „Feuerzangenbowle“ (1944!) auseinander gesetzt hatte.
Wir sehn uns im Kino.
Glück Auf!
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