Man sitzt im Dunklen, Lichtspiel-Technologie zaubert riesige Bilder auf eine Leinwand, satte Bässe wummern – atemberaubend. Das Adrenalin schnellt in ungeahnte Höhen. Die Sinnesreize führen zu körperlichen Reaktionen …. Diese einfachen biologischen Reaktionen hat sich natürlich auch die Pornofilm-Industrie zu nutze gemacht.
Wir reden hier aber über ganz normales Kino: Filme aller Genres – Action, Komödie, was auch immer – vermögen diese Ausschüttungen von Endorphinen etc. zu erzeugen. Es kommt halt auf die Bilder an und auf das, was in dem Kopf ist, der sie sieht.
Nun stelle ich mir die Frage, wie es einem schwulen Mann geht, der einen Film sieht, in dem überwiegend teilentblößte, muskulöse, eingeölte Männerkörper ihrem durch das Drehbuch vorgeschriebenen Job nachgehen. Was passiert in diesem Mann im Publikum? Findet er gut, was er da sieht? Was denken Sie?
Und wenn dann dieser Mann zufällig Filmkritiker ist und dann das Phantasy-Werk „300 – Rise of an Empire“ verreißt mit Worten wie „feuchter Traum“ von XY-Politikern – was denken Sie dann? Hasst er den Film, weil er ihm seine körperlichen Reaktionen peinlich sind? Kann er sich das verzeihen? Wohl kaum. Also muß der Film dran glauben. Meine Meinung: Soviel Hass kann nur durch etwas sehr Intimes und Persönliches ausgelöst worden sein.
Ich wollte mir diesen „300“ auch nicht ansehen, weil: Vorbei ist nun mal vorbei. Die Schlachten der alten Griechen habe ich zur genüge in den „Sagen des klassischen Altertums“ rauf und runter gelesen. Das reicht fürs Leben.
Aber: Jetzt habe ich die Kritik von Thomas Groh auf Perlentaucher gelesen, die da mündet in die Worte „… Politisch ist dieser Film rundheraus abzulehnen. Aber als überwältigender Fetischfilm macht er verdammt viel Spaß….“ (Womit meine obige These quasi bestätigt wäre.) Und vorher: „…. Seiner ästhetischen Programmatik ordnet er alles unter: Alles ist Exzess, alles Spielmaterial – Raum, Zeit, Körper, Ding und Wucht, Bewegung. Was in „300“ an erotischem Begehren noch albern übergepfropft wirkte, erfährt Konkretion: In jedes Bild schießt ein ekstatischer Überschuss, geradezu gefräßig ist dieser Film, wie er alles einer sehr dunklen Form des Begehrens unterordnet….“ . Mein lieber Scholli!
Wir sehn uns im Kino!
Glück Auf!